Industrie - Ein Markenfaktor für Düsseldorf

17. Juni 2015,

Mercedes-Benz-Werk Düsseldorf

Der Marketing Club Düsseldorf hat wieder einmal Türen geöffnet. Spitzenleute der Düsseldorfer Industrie, Oberbürgermeister Thomas Geisel und Michael Bröcker, Chefredakteur der Rheinischen Post,  im engagierten Talk. Thema: “Industrie – ein Markenfaktor für Düsseldorf“. Das war Information aus erster Hand. Und das in einer der Herzkammern der Düsseldorfer Wirtschaft: Im Sprinter-Werk von Mercedes-Benz.

 

Rund 150 Mitglieder des Marketing-Club Düsseldorf und der Initiative "Zukunft durch Industrie" erlebten im Düsseldorfer Mercedes-Werk eine facettenreiche, pointierte und meinungsfreudige Diskussion. Tenor: Düsseldorf muss die Industrie mehr pflegen.

Wenn er an die Industrie in Düsseldorf denke, so RP-Chefredakteur Michael Bröcker, „denke ich an das wirtschaftliche Rückgrat dieser Stadt, das aber manchmal nicht so behandelt wird.“

Die Stadt habe durchaus Einfluss über die Umwidmung von Flächen, könne am Flughafen etwas bewegen und zum Beispiel auch im Gewerbegebiet Reisholz.

Mehr Anerkennung der Bedeutung der Industrie durch die Stadt wünschten sich auch Gastgeber Martin Kelterer, Standortleiter des Mercedes-Benz Werks Düsseldorf (6564 Mitarbeiter), Unternehmer Rolf A. Königs (AUNDE-Gruppe) und Norbert Keusen, Vorsitzender der Geschäftsführung des Mannesmann-Nachfolgers Vallourec.

Um die Industrie mehr in den Fokus zu rücken, hatte Rolf A. Königs 2009 den Verein „Zukunft durch Industrie e.V.“ gegründet, der mittlerweile u.a. mit der „Langen Nacht der Industrie“ rund 90 Betriebe mobilisiert.

„Düsseldorf verliert seine Industrie“ hatte die RP am 5. Mai geschlagzeilt, worüber OB Geisel nicht glücklich war. Er warnte vor Panikmache und vertrat offensiv die Meinung, man müsse nicht jedem Unternehmen das weggeht, „hinterherweinen“. Besser, man arbeite kreativ und engagiert an Neuem. So wollte er auch die Initiative der „Start-Up-City“ Düsseldorf eingeordnet wissen – großes Thema im Marketing-Club am 24.6. im „Boui Boui“. Geisel: „Unsere Stärke liegt in der Vielfalt.“ Allerdings zeigte sich Geisel bestens informiert über industrielle Belange und versicherte, Industriefreiflächen nicht leichtfertig für den „lukrativen Wohnungsbau zu wandeln“.

Zum Thema Flughafenausbau kündigte Geisel ein Gespräch mit Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der Region an, zu dem er bereits eingeladen habe: „Sie profitieren vom Flughafen und werben zum Teil sogar damit“. Über den Ausbau des Hafens Reisholz, so Geisel, werde man konkret reden, wenn die Notwendigkeit gegeben sei. Das Flop-Projekt Jade-Weser-Port lege nahe, dass eine sorgfältige Prüfung stattfindet.

Eine allgemeine Anti-Stimmung zur Industrie schilderten Sprinter-Werk-Chef Kelterer und Norbert Keusen, Vallourec anhand von Beispielen. Doch da konterte RP-Chefredakteur Bröcker: Die Industrie schotte sich ab und wenn es zu Gesprächen komme, säßen immer Leute dabei, dann müsse der Artikel noch mit der PR-Abteilung abgestimmt werden und man erkenne die Story nicht mehr wieder.  Bei der Mercedes-Werksführung habe er „wunderbare Beispiele für Industrie 4.0, also für Digitalisierung“ entdeckt. Man könne so viele interessante Artikel schreiben, doch die Industrie müsse kooperieren.

In der Schlussrunde des kompetent von Kommunikationsberater Nikolai Juchem moderierten Gesprächs wünschten sich „bei einem Wiedersehen in fünf Jahren“ Chefredakteur Bröcker: „das hier in einer Halle mit 5000 Leuten, weil das Thema dann so interessant sein wird.“ Vallourec-Chef Keusen sähe gern, dass „wir über Erfolge berichten“. OB Geisel dagegen würde sich freuen, wenn die Industrie dann auf Augenhöhe mit der Mode stehen würde und Mercedes-Werkschef Kelterer sagte unter Beifall: „Es wäre schön, wenn die Landesregierung Gäste, die sie dann hat, zu uns bringt und nicht zur Zeche Zollverein.“

Kelterer beeindruckte die Anwesenden mit einigen Facts zur Fabrik: So sei das Gelände mit 680.000 qm doppelt so groß wie der Vatikan. Der Sprinter aus Düsseldorf werde „von hier aus in alle Welt geliefert“. Ausnahmen seien China und Südamerika, weil dort vor Ort produziert werde. Dies werde nun verstärkt auch in den USA gemacht. Die Kunden wollten individuell gestaltete Fahrzeuge, und sie wollten sie schnell – ohne lange Lieferzeiten.

Fazit: Industrie und Politik sind ins Gespräch gekommen und es gibt auch positive Signale, etwa von Rolf A. Königs: „Früher hatte man keinen Ansprechpartner in der Verwaltung. Man schilderte das Problem und schon war das Problem NICHT gelöst“. Heute gebe es key accounts und die Kommunikation laufe viel besser. Das freute OB Geisel.