Kann Karneval Marketing?

8. Oktober 2013
Brauhaus "Zum Schlüssel", Bolker Strasse, Düsseldorf

Moderator Manni Breuckmann versprach eingangs, die kultivierte “Feindschaft” zwischen Köln und Düsseldorf nicht aufkommen zu lassen. Doch ein ganz klein wenig geriet er sich doch mit Markus Ritterbach, dem Präsidenten des Kölner Karneval-Festkomitees in die Haare. Denn der zweifelte Mannis Karneval-Kompetenz an und widersprach seiner Feststellung, dass im Karneval der Alkohol eine große Rolle spiele. Ritterbach ruppig: “Karneval ist mehr als Saufen, Saufen, Saufen”. Auch mit Dillenburger, der als Unternehmer den Kölner Karneval unterstützt, legte Manni sich ein wenig an, als der es als Normalfall bezeichnete, dass der Müllmann mit dem Vorstandsvorsitzenden im Karneval Bier trinke und per Du sei. Manni: “Das ist Sozialromantik, die ich besonders gefressen habe.”

Nun, bekanntlich ist Kölsch kein Bier und insofern ist die Diskussion um den gemeinsamen Verzehr der Kölner Kaltschale müßig. Doch es gab beim Jecken-Gipfel des Marketing-Club Düsseldorf in der Hausbrauerei Zum Schlüssel auch Gemeinsamkeiten. So bekannte Markus Ritterbach die Notwendigkeit, Geld zu sparen. Es gebe mit der Stadt Köln “eine massive Disharmonie” bezüglich zu leistender Aufgaben und deren Bezahlung. Was etwa habe der Kölner Karneval mit der Verkehrsleitstelle zu tun?

Kein Dissens zwischen Stadt Düsseldorf und dem Karneval hier, in der schöneren Stadt am Rhein, aber CC-Geschäftsführer Christoph Joußen bekannte: “Der Karneval in Düsseldorf ist schuldenfrei, aber er kann es unmöglich bleiben.” Josef Hinkel ergänzte: “Wir wollen nicht, dass Karneval Kommerz ist, aber die Gesellschaft überträgt uns Aufgaben, etwa die Darstellung eines Sicherheitskonzeptes, die unser Budget belasten.”

Manni Breuckmann hatte Zahlen zum Wirtschaftsfaktor Karneval parat: Bundesweit würden 1,4 Mrd. Euro umgesetzt, auf Köln entfielen 480 Mio. Euro, auf Düsseldorf 300 Mio. Euro. Während die Kölner sich nach eigenem Bekunden Sponsoren ohne Ende erfreuen, sehen die Düsseldorfer durchaus die Notwendigkeit für weitere Erlöse. Die Entwicklung des Logos für den Karneval für Merchandising-Zwecke ist ein Schritt und Hinkel und Joußen fordern, Hotelpakete zu schnüren und bundesweit anzubieten: “Es kann doch nicht sein, dass im Karneval die Hotels leer sind”. Joußen kann sich zwei bis drei Tribünen zum Rosenmontagszug auf der Kö vorstellen (“Haben mit der Familie so in Köln ganz entspannt und sicher Karneval gefeiert.”) und Manni Breuckmann bot spontan an, bei einer einzurichtenden Tribüne für Blinde den Zoch zu kommentieren. Tolle Idee!

Unterschiede zwischen Köln und Düsseldorf wurden auch deutlich. So wies Joußen darauf hin, dass es völlig normal sei, wenn nach dem 11.11. uniformierte Jecken durch die Kölner Altstadt gingen, während man in Düsseldorf dann allenfalls an einen Junggesellenabschied denken würde.

Kulturelle Unterschiede, perfekt verdeutlicht von Jacques Tilly, wurden auch klar. Die Kölner machten deutlich, dass man in der Domstadt schon im Kindergarten mit dem Karneval konfrontiert werde, weshalb die fünfte Jahreszeit in Köln “Ä Jeföhl” sei. Von solchen Dingen wie Markenkern des Karneval könne man deshalb gar nicht reden. Karneval gibt es – und fertig. CC-Geschäftsführer Joußen wollte da nicht nachstehen und befand: “Karneval ist Heimat und stiftet Identität”.

Aus Sicht des Marketing sind die Ergebnisse des Gesprächs für Düsseldorf: Hinkel und Joußen haben schon Zeichen gesetzt, Tribünen sind überaus sinnvoll, weil sie ein Zusatzangebot darstellen und Einnahmen generieren, die DMT und die Hotels der Stadt sollten den Karneval promoten und so Besucher in die Stadt holen und weitere Ideen, wie die von Josef Hinkel, der die Manga-Jugend einlud am Karneval teilzunehmen, machen den Düsseldorfer Karneval bestimmt auch noch bunter. Jacques Tillys Beitrag zum Thema Marketing: “Schaut euch Viareggio an, die machen das perfekt, die ganze Stadt ist geschmückt, das ist Marketing vom feinsten.”

Wolfgang Osinski (www.duesseldorf-blog.de)