Osinski fragt ... Roland Tichy, Chefredakteur der Wirtschaftswoche

4. März 2013
Hotel Intercontinental, Königsallee, Düsseldorf

Neue Serie:
Osinski fragt … Tichy - Auf dem roten Sofa im Interconti



Interview mit Roland Tichy, dem Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Deutschlands führendem Wirtschaftsmagazin – da ist Erkenntnisgewinn programmiert.
Was tun, wenn Zeitungsauflagen sinken, Blätter wie FTD, Westfälische Rundschau und Frankfurter Rundschau sterben? Ganz einfach, sagt Tichy: Früher war der Leser der Hund, der war folgsam und kam immer wieder. Heute ist der Leser eher katzenartig unterwegs: Die Katze muss angelockt werden, dann kommt sie – oder auch nicht. Roland Tichy: „Der deutsche Belehrungsjournalismus ist out“.
Im Gespräch auf dem Roten Sofa im Interconti wurde deutlich: Medien, die ihre Leser/Zuschauer/Hörer ernst nehmen und eine klare Haltung zeigen, haben Erfolg. Die Wirtschaftswoche gehört dazu, hier bezieht der Chefredakteur immer wieder persönlich die Leser ein und führt den Dialog mit ihnen. Der Lohn jedes Posts bei Facebook: Leserreaktionen in dreistelliger Höhe. „In die Leser hineinhören“, nennt Roland Tichy das.
Was in dem Talk mit Deutschlands Wirtschaftsjournalist Nr. 1 auch deutlich wurde: Die in diesem Land leidenschaftlich gelebte Political Correctness unterdrückt freies Denken und offene Sprache und produziert eine Gleichförmigkeit im Denken. Das darf man als Ursache dafür erkennen, dass die Masse der Medien wie auf Pfiff immer in die gleiche Richtung rennt.
Nichtigkeiten werden über Wochen hochgejazzt, das ganz Wesentliche dagegen, etwa die Multimilliarden-Kosten für Energie- und Europolitik, wird nur stiefmütterlich behandelt.
Tichy analysierte in dem Gespräch die Geld verbrennende „Euro-Rettung“ sowie die dilettantisch geplante Energiewende, die Kosten in Höhe von einer Billion Euro (als Zahl: 1.000.000.000.000) verursachen wird.
Das alles, so der WiWo-Chef, müsse zwangsläufig bei großen Teilen der Bevölkerung zur Verdrossenheit führen.

Osi